Dank Corona muss laut dem Global Gender Gap Report 2021 des Weltwirtschaftsforums eine weitere Generation von Frauen auf die Gleichstellung der Geschlechter warten. Da die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie weiterhin zu spüren sind, hat sich die globale Kluft zwischen den Geschlechtern auf 135,6 Jahre erhöht. Das heißt im Klartext: Die Pandemie wirft die Gleichstellung von Frau und Mann um 40 Jahre zurück.
Warum trifft die Corona-Krise Frauen besonders hart?
Aufgrund ihrer schwächeren Position auf dem Arbeitsmarkt sind die wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie für Frauen härter als für Männer. Frauen sind beispielsweise unter den informell Beschäftigten überrepräsentiert, d.h. in Berufen, die häufig keinen sozialen Schutz bieten. Nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) haben bis Juni 2020 schätzungsweise 72 % der Hausangestellten weltweit infolge von COVID-19 ihren Arbeitsplatz verloren. Vor allem Frauen arbeiten in den Unternehmen und Sektoren, die von den Auswirkungen der Corona-Pandemie am härtesten getroffen wurden, beispielsweise in der Textil- und Tourismusbranche. Ein großer Teil der Unternehmen, die sich im Besitz von Frauen befinden oder von Frauen geleitet werden, sind Kleinst-, Klein- und mittelständische Unternehmen, die über geringere finanzielle Ressourcen und begrenzten Zugang zu öffentlichen Mitteln verfügen. Eine Studie in Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien und den USA hat gezeigt, dass Frauen durch die Corona-Pandemie in der Woche 15 Stunden mehr Care-Arbeit leisten als Männer. Diese zusätzliche Belastung wirkt sich auf die psychische und physische Gesundheit, ihre Beteiligung am Arbeitsmarkt sowie ihre politische Teilhabe aus.
Aus 99 Jahren werden 136 Jahre!
Schon 2019 rechnete das WEF damit, dass es bei gleichbleibenden Trends 99,5 Jahre bis zur Gleichstellung dauern würde. Nach den verheerenden Entwicklungen des ersten Coronajahrs sind es nun 135,6 Jahre. Frauen seien weiter mit Hürden im Wirtschaftsleben und bei der politischen Beteiligung konfrontiert. Es bleibe für viele eine Herausforderung, mit Familie im Berufsleben zu bleiben, heißt es in dem WEF-Bericht. Selbst Deutschland belegt im internationalen Gleichstellungsindex nun Platz elf von 156 Ländern. 2006 lag die Bundesrepublik noch auf Platz fünf. Dabei schneidet Deutschland bei der Lohnungleichheit besonders schlecht ab: Der Gender-Pay-Gap liegt laut WEF hierzulande bei 38,6 Prozent. Das heißt eine Frau bekommt für die gleiche Leistung 38,6 Prozent weniger Gehalt als ihr männlicher Kollege. Unverschämtheit, findet auch das WEF und setzt uns auf Platz 97 von 156.
Gleichberechtigung jetzt!
Unser Kampf für Gleichstellung darf nicht aufhören! Das WEF sieht vor allem die Regierungen dieser Welt in der Verantwortung. Generell müsse es mehr Weiterbildung für Frauen im mittleren Abschnitt ihrer Karriere geben und Vorgaben, die Diskriminierung bei Anstellung und Beförderung verhindern. Außerdem seien mehr Investitionen im Pflegebereich nötig. Gerade hier müsse die Politik sicherstellen, dass Männer und Frauen gleichermaßen Pflegeaufgaben übernehmen könnten. An diese Forderung schließt sich der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) an. Er verlangt von Politikern „beherzt gegenzusteuern“, indem soziale und personennahe Berufe aufgewertet werden. Frauen dürften in der Krise nicht vom Arbeitsmarkt gedrängt werden, nur weil sie Kinder betreuen.