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Weiberfastnacht: Woher kommt die Tradition?

Weiberfastnacht, Gumpendonnerstag, schmotziger Donnerstag oder Glombia Doschdig: Am Donnerstag vor dem Rosenmontag ist für die Krawatten der Herren Schluss mit lustig! Wisst Ihr, was hinter der Tradition steckt?

In Baden-Württemberg gibt es jede Menge Namen für den Donnerstag vor dem Aschermittwoch. Deutschlandweit sind es sogar noch mehr: Aus dem Rheinland stammt der Begriff Weiberfasching, auf Kölsch heißt der Tag „Wieverfastelovend“. Im Aachener Raum feiert man den Fettdonnerstag und in Koblenz den Schwerdonnerstag. Die Narren in Baden-Württemberg starten am „Schmotzigen“ in die besonders heiße Phase der schwäbisch-alemannischen Fastnacht. Egal ob schmutzig oder schmotzig – die Rede ist hier nicht etwa von Dreck, sondern von Fett. In der Fastenzeit waren Metzger früher fast arbeitslos – von Aschermittwoch bis Ostern wurde fast ganz auf Fleisch verzichtet. Deshalb haben sie vor dem Aschermittwoch, also in der Faschingszeit, so richtig gefeiert und sprichwörtlich die „Sau rausgelassen“. Aber nicht nur die Namen variieren von Ort zu Ort, auch die Traditionen sind unterschiedlich.

In Teilen Baden-Württembergs werden die Rathäuser gestürmt, die Narren ziehen durch die Straßen oder veranstalten Faschingspartys in der Gemeinde.

Was ist die Weiberfastnacht?

Tatsächlich lebten die ersten Frauen, die es sich während des Faschings so richtig gut gehen ließen, in Klöstern. Nonnen und Stiftsfrauen sollen im 18. Jahrhundert zur fünften Jahreszeit all das genossen haben, was für sie sonst verboten war: Es gab, Kaffee, Tee, Wein und Schokolade. Sie spielten Karten- und Glücksspiele und tanzten gemeinsam durch die Nacht.

Im 19. Jahrhundert hat der moderne Weiberfasching seinen Ursprung im Bonner Stadtteil Beuel. Die Wäscherinnen arbeiten dort Tag für Tag 16 Stunden lang. Die Männer hatten die Aufgabe, die saubere Wäsche zurück nach Köln zu bringen. In der Stadt ausgelassen Karneval zu feiern ließen sie sich nicht nehmen. Scheinbar hatten es die Wäscherinnen satt, zu kurz zu kommen und gründeten das „Beueler Damenkomitee“. Statt zu arbeiten trafen sie sich eines Abends in einer Kneipe und lästerten über die faulen Männer. Für ihre harte Arbeit sollen sie nämlich nur wenig Anerkennung bekommen haben.

Am Donnerstag vor Aschermittwoch, nur einmal im Jahr, sollen die Wäscherinnen ihren Unmut zum Ausdruck gebracht haben. Ihre mutige Aktion wirkt bis heute nach: Bis heute wird in dem Bonner Stadtteil ein Wäscherprinzessin gekürt und ein Festumzug zieht durch den Ort.

Die Idee ist aber schon viel älter. Bereits im Mittelalter wurde den Frauen für einen Tag das Regiment überlassen. Das war die Zeit, in der die Frau dem Mann generell unterstellt war. Die Frauen wurden vereinzelt an Fasching von Herrschaften zu Wein eingeladen. Das sogenannte Weiberzechen entwickelte sich so mancherorts auch zur Weiberfastnacht.

Und warum wird den Männern die Krawatte abgeschnitten?

Der erste Rathaussturm fand 1957 in Beuel statt. Dieser Brauch verbreitete sich über die Jahre in ganz Deutschland. Seit 1998 wird in Kempten im Allgäu das Rathaus am „gumpigen Donnerstag“ gestürmt. Die Narren schnappen sich dabei Schlüssel und Amtskette des Bürgermeisters und übernehmen bis Aschermittwoch die Macht der Stadt.

Als inoffizieller Feiertag gilt die Weiberfastnacht im gesamten Rheinland. Ab mittags wird doch vielerorts nicht mehr gearbeitet. Die Krawatten werden dort an diesem Tag abgeschnitten, um den Rangunterschied aufzuheben. Beispielsweise zwischen Chef und Angestellten. Behauptungen zu Folge soll es auch eine Art symbolische Kastration sein. Aber Vorsicht: Das Abschneiden der Krawatte ist zwar vielerorts traditioneller Teil der Weiberfastnacht. Allerdings ist es juristisch gesehen auch eine Sachbeschädigung. Juristisch müssen die Närrinen also eigentlich schon nachfragen, ob sie die Krawatte abschneiden dürfen.

Nico

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